Worum geht es

Wir bauen eine Pyramide im alten Kolumbien. Da die Pyramide sich nicht von alleine baut, brauchen wir natürlich Arbeiter. Aha, ein Eurogame. Die Arbeiter bewegen sich im Uhrzeigersinn über den Spielplan mit zehn verschiedenen Aktionen. Die Aktionen dienen der Gewinnung von Rohstoffen, dem Bau an der Pyramide und einigen Extras die uns Siegpunkte oder anderweitige Vorteile bringen. Der Clou des Spiels ist die Art wie die Arbeiter benutzt werden. Bei Teotihuacan sind die Arbeiter drei (später vier) Würfel, die wie in Praetor mit jeder Aktion die sie ausführen altern, sprich, die Augenzahl des arbeitenden Würfels wir um eins erhöht. Höhere Augenzahlen bedeuten stärkere Aktionen, d.h. ich möchte meine Würfel möglichst schnell altern lassen. In dem Moment in dem ein Würfel mit der Augenzahl fünf altert stirbt der Arbeiter. Das ist nicht weiter schlimm, denn er wird sofort als Würfel mit der Augenzahl eins auf dem Startfeld wiedergeboren und bekommt auch noch einen schönen Bonus mit ins Grab gelegt (z.B. den oben schon erwähnten vierten Würfel).
Die Stärke meiner Aktion hängt nicht nur von der Augenzahl meines Würfels ab mit dem ich auf ein Aktionsfeld ziehe, sondern auch von der Anzahl meiner Würfel, die dann auf diesem Aktionsfeld liegen. Wobei der Würfel mit der niedrigsten Augenzahl maßgeblich für die Stärke meiner Aktion ist. Zu guter Letzt hängen die Kosten meiner Aktion von der Anzahl verschiedenfarbiger Würfel (jeder Mitspieler hat eine Würfelfarbe) ab, die sich auf dem Aktionsfeld befinden.
Ist mir die Aktion zu teuer kann ich stattdessen auch die Aktionskosten plus eins als Einkommen nehmen, dabei altert mein Arbeiter allerdings nicht.

Was taugt es

Tzolkin 2.0 in Kolumbien. Viele Elemente aus Tzolkin finden sich in Teotihuacan wieder. Die drei Götterleisten, die Boni und Siegpunkte bringen. Die Technologien die mir dauerhafte Vorteile bringen, und die ich daher möglichst früh entwickeln sollte. Der Kakao (Mais), mit dem ich Aktionen bezahle und meine Arbeiter ernähren muss. Die variablen Startbedingungen, die ich durch Auswahl zweier Plättchen erhalte.
Anders als bei Tzolkin ist der Spielaufbau variabel, so dass die Spielstrategie in jedem Spiel neu feinjustiert werden muss.
Also alles schön, da mir Tzolkin schon super gefallen hat? Leider nicht ganz. Ein paar Schwächen hat Teotihuacan doch. Das fängt mit der Spielanleitung an, die unübersichtlich und nicht immer ganz unmissverständlich geschrieben ist. Weiter geht es mit dem Spielmaterial. Die Stanzbögen haben unterschiedliche Farben, so dass die Rückseiten von gleichartigen Plättchen farblich verschieden sind. Teilweise sind die Bögen sogar so bedruckt, dass die Plättchen nicht komplett in die Stanzung gedruckt wurden. D.h. weiße Streifen auf den Plättchenrückseiten und fehlende Informationen auf den Vorderseiten. Das ist nicht schön.
Im Spiel selbst muss man höllisch aufpassen, dass man bei der Vielzahl von Dingen, die man im Laufe einer Aktion machen darf nicht etwas vergisst. Das passiert leider regelmäßig. Das Puzzleelement beim Pyramidenbau führt (ähnlich wie bei Praetor) zu einer nicht unerheblichen Downtime, besonders wenn mehrere Steine auf einmal verbaut werden. Zu guter Letzt bin ich mir nicht sicher, ob der Ausgleich für den Startspieler angemessen ist. Einen Kakao mehr für den Dritten ist nicht so doll, wenn man bedenkt, dass der Startspieler häufig 6 bis 9 Siegpunkte geschenkt bekommt, dadurch dass er als Erster die interessanteste Technologie belegt.

Fazit

Der Würfelmechanismus ist erstklassig. Er sorgt für viel Interaktion und führt zu ständiger Abwägung zwischen langfristiger Strategie und kurzfristigen taktischen Überlegungen. Je mehr Spieler, desto besser kommt der Würfelmechanismus zum tragen, d.h. zu viert gefällt mir Teotihuacan am besten. Die Schwächen beim Material und im Spielablauf sind schade. Aufgrund des tollen Würfelmechanismus kann ich darüber hinweg sehen, aber für eine Höchstwertung reicht es damit nicht mehr. Im Spieleschrank ist es natürlich schon länger.

8 von 10 Punkten

Rezensent: Peter