Worum geht es

Würfel sind seit Längerem en vogue im Brettspieluniversum und spätestens seit Yspahan auch in Strategiespielen häufiger anzutreffen. Würfel haben den Vorteil, auf einfache Weise etwas Zufall und Variabilität in den Spielablauf zu bringen. Damit das Würfelergebnis nicht zu einer entscheidenden Glückskomponente wird, gelten in Strategiespielen die Würfelwürfe häufig für alle. So auch in Signorie. Zu Beginn einer Runde werden alle Würfel geworfen und ihrem Aktionsbereich zugeordnet. Sind wir am Zug wählen wir einen der Würfel und führen eine der möglichen Hauptaktionen des zum Würfel passenden Aktionsbereichs aus und etwaige Zusatzaktionen, wenn wir denn schon welche freigeschaltet haben. Eine der möglichen Hauptaktionen ist die Freischaltung einer Zusatzaktion in einem anderen Aktionsbereich. Je nach Aktionsbereich benötigen wir eine Mindestzahl an Würfelaugen um die Aktion kostenlos durchzuführen. Fehlende Würfelaugen müssen wir mit Geld ausgleichen. Hohe Würfe sind hier also gut. Manche Zusatzaktionen profitieren ebenfalls von hohen Würfen. Damit es nicht zu einfach wird, gibt es eine Schwelle von 13 Würfelpunkten, die man mit den 4 Würfeln einer Runde die man benutzt hat nicht überschreiten darf, um den Bonus der Runde zu bekommen. Hier wird es tricky und es kommt Interaktion ins Spiel. Klar kann man auf mal auf den Bonus verzichten und dafür lieber viele hohe Würfel nehmen, aber zu häufig kann man sich das nicht erlauben, sonst bleiben unsere italienischen Adligen unverheiratet und die Produktion von Nachkommen wird zu mühsam. In den letzten beiden Runden bringt der Bonus Siegpunkte und die will man eigentlich immer. Viele Siegpunkte sind auch das Ziel des Spiels. Die meisten bekommt man indem man die oben erwähnten Nachkommen in Städte auf dem Spielplan schickt. Männer müssen dafür ausgebildet werden (je besser sie ausgebildet sind, desto mehr Siegpunkte gibt es), für Frauen reicht es einfach in eine Stadt einzuheiraten um an die Siegpunkte zu kommen. Dies sehr tradierte Geschlechterverständnis ist sicherlich nicht jedermanns/fraus Geschmack. Es gibt noch ein paar weitere Elemente, wie z.B. Auftragsplättchen, die ich ebenfalls mit einer Hauptaktion erfüllen/benutzen kann. Das Ganze geht über 7 Runden.

Was taugt es

Würfeln für alle ist hier sehr, sehr cool umgesetzt. Mein Favorit was den Würfelmechanismus betrifft unter den vielen guten Strategiespielen mit Würfeln.  Das Dilemma zwischen der Verwendung von hohen Würfen mit guten, billigen Aktionen und niedrigen Würfen mit der Chance auf den Bonus ist jede Runde spannend. Optik und Haptik gefallen mir gut, die Spielregel gewinnt sicher keinen Preis für Übersichtlichkeit, ist aber völlig ok.
Nicht so gut gefällt mir, dass die Strategie im Wesentlichen immer die gleiche ist. In den ersten Runden möglichst viele Zusatzaktionen freischalten und diese in den letzten Runden nutzen. Besonders wichtig sind die Zusatzaktionen, die abhängig von der Anzahl der Würfelaugen ein Voranschreiten auf einer der Ausbildungsleisten ermöglichen. Den Würfelbereich der 5 Würfelaugen benötigt (Bereich „Leisten“) kann man häufig ignorieren. Damit wird das Spiel trotz des coolen Würfelmechanismus auf Dauer etwas langweilig. Ich spiele inzwischen nur noch die Variante, die nur 6 Spielrunden vorsieht. Neben der kürzeren Spieldauer bringt diese Variante den Vorteil, dass ich nicht ganz so viele Zusatzaktionen freischalten kann, d.h. ich muss mehr auswählen. Außerdem tut es mehr weh einen Bonus zu verpassen, da es weniger Boni gibt. Allein die Konkurrenz um die letzten Plätze in den Städten fällt dadurch ziemlich weg.

Fazit

Signorie ist ein schönes Vielspielerspiel mit einem coolen Mechanismus. Die Langzeitmotivation leidet etwas unter den beschränkten Strategieoptionen. Die grobe Strategie ist eindeutig vorgegeben, es gilt eher diese unter Berücksichtigung der Würfelergebnisse feinzuoptimieren.

7 von 10 Punkten

Rezensent: Peter